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Writer's pictureJürgen Grosche

Farming 4.0

Landwirtschaft ist heute eine Hightech-Branche.


Russel Kohler streichelt Dog liebevoll den Rücken. Dog, ganz einfach Dog. So heißt der Hofhund auf der Kohler-Farm im Heber Valley, oben im Wasatch County in Utah. Russel liebt keine Umschweife. Sachlich, aber nicht kaltherzig stellt der Landwirt seinen Hof vor, den er in der vierten Generation führt. Die Vorfahren stammen aus dem Schweizer Kanton Bern.



So wie damals funktioniert Landwirtschaft heute aber nicht mehr. Die Farmer in den USA stehen vor der gleichen Herausforderung wie die Bauern in Deutschland: Lebensmittel sollen billig sein. Da kommt es auf jeden Cent an, den man in der Produktion sparen kann. Aber auch auf Qualität. Und die gibt es nur, wenn man die Tiere gut behandelt, betont Russel.



Die 130 Kühe stehen im Winter zwar im Stall. Aber dort können sie sich frei bewegen. „Am liebsten liegen sie aber an ihrem angestammten Platz und ruhen“, sagt der Farmer. Im Sommer haben die Tiere Auslauf.



Erstaunlicherweise sind in dem riesigen Stall kaum Menschen zu sehen. Ganze drei Mitarbeiter kümmern sich um die 130 Tiere. Füttern, melken – alles passiert vollautomatisch. Hightech im Kuhstall. Jede Kuh ist mit Sensoren ausgestattet, die Daten wie zum Beispiel die Körpertemperatur an einen zentralen Rechner melden.



Wenn sie gemolken werden wollen, marschieren sie selbstständig zur Melkstation, eine nach der anderen. In der Station fahren Melkzeug und Zitzenbecher automatisch den Euter an und melken die Kuh, wieder vollautomatisch gesteuert. Der Bildschirm an der Station zeigt, wie sich der Milchbehälter füllt, und liefert weitere Daten. Sähe man nicht die Kühe und röche den Stallgeruch, könnte man sich auch in der Fabrik eines Maschinenherstellers wähnen.



Roboter verrichten alle Arbeiten im Stall, nicht nur beim Melken. Auch die Fütterung geschieht automatisch. Der Computer enthält alle Daten über die Tiere, auch DNA-Informationen. So kann Russell, wenn er Nachwuchs im Stall haben will, die perfekt passenden Bullen für seine Kühe aussuchen.



Nur so habe sein Betrieb eine Zukunft, betont der Landwirt. Ein Kuhstall muss heute hoch effizient arbeiten, sonst laufen die Kosten davon, und der Betrieb kann mit den knapp kalkulierten Einnahmen nicht überleben. Die Familie Kohler setzt nicht nur auf Automatisierung, sondern auch auf Diversifizierung: Neben der Landwirtschaft betreibt sie eine eigene Käserei, die zugleich ein wichtiger Kunde des Hofes ist. So sieht sich Russel gut aufgestellt für die Zukunft. Und streichelt Dog gelassen nochmal den Hals.

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